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Fotografie-Wettbewerb der FU Berlin unterstützt von Kulturprojekte Berlin
Re:Touch. Expanded Surfaces in Smartphone Photography

Wir bedanken uns für die vielseitigen Einreichungen im Rahmen des Re:Touch. Expanded Surfaces in Smartphone Photography Fotowettbewerbs. In über 270 Einreichungen haben sich Künstler*innen aus aller Welt kritisch mit digitaler Smartphone-Fotografie, dem Prozess der digitalen Bildverarbeitung und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und (virtuelle) Realitäten beschäftigt. Die Fachjury, bestehend aus Anna Ehrenstein, Lotte Reimann, Sarah Straßmann, Roc Herms und Wolfgang Ullrich, hat eine Auswahl von 3 Gewinner:innen und 5 Special Mentions getroffen. Der erste Platz war mit 1.500€ dotiert, der zweite Platz mit 700€ und der dritte Platz mit 300€. Alle Informationen zu den Gewinner*innen sowie Special Mentions sind auf der Webseite re-touch-photocontest.com.

Die Gewinner*innen

Erster Platz: "Character Coding" von Gabriella Achadinha

Die Arbeit "Character Coding" von Gabriella Achadinha überzeugte die Jury durch ihre präzise und formalästhetische Auseinandersetzung mit der aktuellen Nutzung von Smartphone-Fotografie im Kontext des Internets und von Social Media. Innerhalb eines einzigen langen Bildstreifens arrangiert die Künstlerin diverses Bildmaterial zu einer Collage und gibt damit bereits die Art der Rezeption vor: Scrollen ist erwünscht. Screenshots von Smartphone-Sperrbildschirmen oder WhatsApp-Konversationen werden mit Text und digitalen Zeichnungen überlagert. Grob ausgeschnittene Fundstücke aus dem Netz werden persönlichen Fotos gegenübergestellt, dann wieder erscheinen Fragmente von Werbeanzeigen, unterbrochen von Schlagzeilen und Google-Sucheinträgen. Die Arbeit bedient sich verschiedener Methoden des Zitierens, Kopierens und Wiederholens, die symptomatisch für unsere digitale Kultur des Teilens sind, sowohl im künstlerischen als auch im popkulturellen Räumen. Thematisch setzt sich "Character Coding" mit weiblichen Stereotypen, toxischer Maskulinität und der Belästigung von als weiblich gelesenen Personen in Online-Räumen auseinander. Damit hinterfragt die Arbeit auch sogenannte Internetphänomene wie Hate Speech und Hasskommentare, sowie den aktuellen Stand des Netzfeminismus und den männlichen Blick im Allgemeinen.

Zweiter Platz: "Sedimentary Clouds" von Maryam Ghasemi

Maryam Ghasemis Serie "Sedimentary Clouds" beeindruckte die Jury durch den simplen und effektiven Einsatz von Glitching und dessen generatives Potenzial. Ihre Arbeiten zeigen zusammengesetzte Collagen von fragmentierten Innenräumen. Sie befassen sich mit dem Zustand, Teil der iranischen Diaspora zu sein, und dem allgegenwärtigen Bildschirm-Glitch, der die Basis für familiäre und zwischenmenschliche Liebe für alle Fernbeziehungen im 21. Jahrhundert schafft. Indem Ghasemi diese auf den ersten Blick unscheinbaren und fragmentierten Innenräume durch Screenshots von Videoanrufen zusammenstellt, betont sie die Alltäglichkeit der Vertreibung und deren nun vergangenen Ausnahmestatus. Vertreibung ist eine zunehmend allgegenwärtige Erfahrung. Hyperobjekte wie die globale Erwärmung und die Verknappung fossiler Ressourcen werden diesen Zustand im kommenden nomadischen Jahrhundert noch verstärken. Während Migration weltweit immer noch als etwas Außergewöhnliches angesehen wird, entsteht Vertreibung durch eine Krise nach der anderen - von Umweltkatastrophen zu politischer Instabilität, von wirtschaftlicher Unsicherheit zu regelrechten Kriegen, von globalen Pandemien zu den ungleichen Folgen der Klimakrise. Es ist klar, dass die "Krise" zur Norm wird, ebenso wie die Vertreibung. Maryam Ghasemis Arbeiten haben dem eine visuelle Sprache gegeben und die Poetik der Polarität - die gleichzeitige Anwesenheit und Abwesenheit durch Online-Verbindungen - monumentalisiert, ohne dabei in pathetische Selbstexotisierung oder Auto-Orientalismus zu verfallen. Drei Monate nach den Antiregierungsprotesten nach der Ermordung von Mahsa Amini und 40 Jahre nach Beginn der Diktatur im Iran vermeidet Ghasemis Arbeit Sensationslust und zeigt stattdessen die Feinheiten und Normalität der Vertreibung in einer Welt der anhaltenden Krisen.

Dritter Platz: "The Wooden Beaver Archive" von Michael Borowski

Die Serie "The Wooden Beaver Archive" des US-Künstlers Michael Borowski überzeugte die Jury als ebenso ungewöhnlicher wie subtiler und formal eigenständiger Beitrag zur Auseinandersetzung mit bildgebenden KI-Programmen. Borowski generierte anhand von ‘Prompts’ Bilder von Badehäusern, Saunen und Spas, die in den USA im späten 19. Jahrhundert an Orten mit Mineralquellen errichtet wurden. Diese Einrichtungen boten damals nicht zuletzt die Möglichkeit, (nicht akzeptiertes) homoerotisches oder queeres Begehren auszuleben. Die vom KI-Programm generierten Bilder zeigen Menschen oft fragmentiert oder verzerrt, manchmal sind gar einzelne Körperteile nicht eindeutig zuzuordnen. Diese Bildfehler haben aber eine eigene ästhetische Qualität, durch welche es hier so aussieht, als würden sich mehrere Menschen umarmen, umschlingen oder buchstäblich ineinander verflechten . Von diesen digitalen Bildern fertigte Borowski Negative an, die dann die Grundlage für Salzabzüge wurden. Dies ist ein fotografisches Verfahren aus der Frühzeit der Fotografie, das gerade zu der Zeit populär war, als auch die Badehäuser boomten. Borowski hat damit historische Bilder nachgestellt, die es in dieser Form nicht gibt, er schafft hiermit also ein fiktives Archiv. Mit dem Salzdruck hat er ein Verfahren gewählt, das, wenn es nicht perfekt angewandt wird, auch zu Verzerrungen der Motive führt und auf diese Weise die Wirkung der KI historisiert.

Special Mentions:

  • “My Head is Too Heavy” von Amy Giese
  • “2019-2022” von Deep Pool
  • “Flowers in a Field of Terror” von Faylita Hicks
  • “Invisible Ink” von Pat Blocher
  • “Rooted Resurgence” von Vanessa A. Opoku

Es handelt sich um ein Projekt des Seminars Kultur- und Medienmanagement, Freie Universität Berlin mit Unterstützung von Kulturprojekte Berlin.

Fotografie-Wettbewerb der FU Berlin unterstützt von Kulturprojekte Berlin
Re:Touch. Expanded Surfaces in Smartphone Photography

Bis zum 06. März 2023 um 23:59 CET ist die Einreichung der Fotografien zum Open Call Re:Touch. Expanded Surfaces in Smartphone Photography noch möglich. Der Wettbewerb findet anlässlich des EMOP Berlin - European Month of Photography 2023 und unserer Kooperation mit Kulturprojekte Berlin statt. Mit dieser offenen Ausschreibung unter dem Thema Re:Touch bieten wir Hobby- sowie Profi-Fotograf*innen die Möglichkeit, sich kritisch oder künstlerisch mit digitaler Smartphone-Fotografie, dem Prozess der digitalen Bildbearbeitung und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und (virtuelle) Realitäten zu beschäftigen. Es besteht ein Preisgeld in Höhe von 1.500 € für den ersten, 700€ für den zweiten und 300 € für den dritten Platz. Der komplette Call sowie alle Teilnahmebedingungen sind auf der Webseite re-touch-photocontest.com zu finden.

Unsere Jurymitglieder

Kurz nach Veröffentlichung des Re:Touch Calls steht nun auch schon die Jury zum Wettbewerb fest. Wir freuen uns, fünf namhafte Persönlichkeiten aus der Kultur- und Kunstszene als unsere Jurymitglieder vorstellen zu können.

Anna Ehrenstein lebt zwischen Berlin, Tirana und der Cloud, arbeitet mit verschiedenen Medien in der künstlerischen oder kuratorischen Produktion und beschäftigt sich mit der Frage, wie Technologie und digital-materielle Kultur Machtverhältnisse umgestalten. Sie studierte Fotografie und Medienkunst in Deutschland und besuchte kuratorische Kurse in Valetta, ML und Lagos, NG. 2022 erhielt sie das INITIALE Stipendium für künstlerische Vermittlung, 2021 das Forschungsstipendium der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Berlin und 2020 den C/O Berlin Talent Award 2020 für „New Documentary Strategies“ mit ihrer Arbeit “Tools for Conviviality”.https://annaehrenstein.com/)

Lotte Reimann (🌵*sie/her) ist eine Künstlerin, die fotografiert, forscht und unterrichtet. Lotte arbeitet an konzeptuellen fotografischen Erzählungen über Körperlichkeit, in denen sie den kolonialhistorischen Fetischbegriff – den Blick auf die „Anderen“ – unterläuft. Sie lebt und arbeitet derzeit in Berlin und Bielefeld und studierte an der FH Bielefeld, der Gerrit Rietveld Academie Amsterdam und war Stipendiatin der Jan van Eyck Academie in Maastricht. Ihre Arbeiten wurden in internationalen Einrichtungen wie MoMA-Bibliothek New York, Stedelijk Museum Amsterdam, De Appel, Fotomuseum Winterthur etc. ausgestellt bzw. von diesen erworben. (https://www.lottereimann.de/)

Wolfgang Ullrich, geb. 1967, lebt als Kulturwissenschaftler und freier Autor in Leipzig. Von 2006 bis 2015 war Ullrich Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Er arbeitet an Forschungen und Publikationen zur Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, zu bildsoziologischen Themen sowie zu Konsumtheorie. Seit 2019 ist er zudem Mitherausgeber der Buchreihe „Digitale Bildkulturen“ im Verlag Klaus Wagenbach. Seine jüngsten Buchpublikationen sind: „Selfies. Die Rückkehr des öffentlichen Lebens“, Berlin 2019, „Feindbild werden. Ein Bericht“, Berlin 2020, sowie „Die Kunst nach dem Ende ihrer Autonomie“, Berlin 2022.www.ideenfreiheit.de)

Roc Herms zeigt seine Leidenschaft für Technologie und das Bedürfnis, in der fotografischen Praxis einen Schritt weiter zu gehen. „Postcards From Home“ und „ “, seine beiden Langzeitprojekte, die in Buchform veröffentlicht wurden, versuchen, das Leben, das wir im Computer führen, zu beleuchten. „Hacer Pantallazo“ ist ein intimes Tagebuch, das er mit Hilfe von Screenshots erstellt hat, einem Aufnahmeprozess, den er als ultimativen Schritt in der Digitalisierung der Fotografie versteht. Seine Arbeiten wurden u.a. in den Ausstellungen „From Here On“, Centre d'Arts Santa Monica, Barcelona, und „Photography 2.0“, Circulo de Bellas Artes, Madrid gezeigt.https://www.rocherms.com/)

Sarah Straßmann ist eine in Berlin lebende Künstlerin und Wissenschaftlerin. Darüber hinaus lehrt sie seit 2019 als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Fotografie und Visuelle Kultur an der Universität Hildesheim. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, zuletzt 2022 in der Bundeskunsthalle Bonn oder im Ruhr Museum Essen. Aktuell erhält sie das Stipendium „Fotografie und Medienkunst 2023“ des Landes Kärnten/Österreich. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sind intermediale, fotografiebasierte Forschungsprojekte, die sich mit der Nutzung von Smartphone-Fotografie im Kontext von Internet und Social Media auseinandersetzen.sarah-strassmann-fotografie.de)

Es handelt sich um ein Projekt des Seminars Kultur- und Medienmanagement, Freie Universität Berlin mit Unterstützung von Kulturprojekte Berlin.

Fotografie-Wettbewerb der FU Berlin unterstützt von Kulturprojekte Berlin
Re:Touch. Expanded Surfaces in Smartphone Photography

Anlässlich des EMOP Berlin - European Month of Photography 2023 und unserer Kooperation mit Kulturprojekte Berlin laden wir Fotograf*innen jeglicher Erfahrungsstufen dazu ein, Bilder einzureichen, die expanded surfaces digitaler fotografischer Bilder erkunden. Obwohl digitale Bilder auf Bildschirmen und Smartphones eine bedeutende Rolle in unserem täglichen Leben, in den Medien und in Netzwerken spielen, werden sie als fotografische Praktiken mit Potenzial für kritische Handlungsfähigkeit und Ästhetik oft noch unterschätzt.

Mit dieser offenen Ausschreibung unter dem Thema Re:Touch wollen wir teilnehmenden Fotograf*innen die Möglichkeit bieten, sich kritisch und künstlerisch mit digitaler Smartphone-Fotografie, dem Prozess der digitalen Bildbearbeitung und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und (virtuelle) Realitäten zu beschäftigen. Gesucht werden Fotografien, die das Smartphone als Ausgangspunkt für einen Re:Touch und die haptische Politik von Bildoberflächen nutzen. Die Arbeit kann aus Selfies, Schnappschüssen, Screenshots oder Photogrammetrien bestehen, ist aber nicht darauf beschränkt. Ihr Ansatz kann ein persönliches Thema, eine kritische Intervention oder eine experimentelle digitale fotografische Praxis sein, um neue und alte Grenzen der Konnektivität zu überwinden.

Erwünscht ist ein digitales Bild oder eine Serie von bis zu fünf digitalen Bildern zum Thema Re:Touch. Es besteht ein Preisgeld in Höhe von 1.500 € für den ersten, 700€ für den zweiten und 300 € für den dritten Platz. Zudem werden die Werke der Gewinner*innen, sowie Special Mentions später online veröffentlicht. Der Einsendeschluss ist am 6. März 2023 um 23:59 CET. Die Einsendung erfolgt dabei über ein Online-Formular auf der Webseite. Die Teilnahme ist ab 18 Jahren möglich. Der komplette Call sowie alle Teilnahmebedingungen sind auf der Webseite re-touch-photocontest.com zu finden.

Es handelt sich um ein Projekt des Seminars Kultur- und Medienmanagement, Freie Universität Berlin mit Unterstützung von Kulturprojekte Berlin.