The Wooden Beaver Archive

von Michael Borowski

Ich arbeite mit einer erweiterten fotografischen Praxis, um queere Geschichten und Räume in ländlichen Regionen aufzudecken. In “The Wooden Beaver Archive” untersuche ich die Geschichte von Mineralquellen, die im späten 19. Jahrhundert in Virginia und West Virginia weit verbreitet waren. Besucher*innen kamen, um “die Wasser aufzunehmen", von denen man glaubte, sie hätten medizinische Eigenschaften. Sie spielten eine wichtige Rolle für die Freizeitgestaltung und die Gesundheit der Amerikaner*innen. Heute sind allerdings nur noch sehr wenige dieser Orte erhalten. Ich interessiere mich für solche Mineralquellen als Vorläufer des Badehauses des 20. Jahrhunderts - und als Ort queerer Lust und öffentlichen Sexes. Zu Zeiten der Gelbfieberepidemie und der modernen Keimtheorie Ende des 19. Jahrhunderts begann die Popularität dieser Mineralquellen zu sinken. Die meisten Badehäuser, die sich an eine homosexuelle Kundschaft richteten, arbeiteten im Verborgenen und wurden von der Sitte mit Razzias geplagt. In den 1980er Jahren, auf dem Höhepunkt der AIDS-Epidemie, wurden viele von ihnen endgültig geschlossen. "The Wooden Beaver Archive" ist eine Serie von Salzdrucken, die eine fiktive Mineralquelle dokumentieren, die in einer Zeitachse existiert, in der sich diese Geschichten überschneiden.

Da es keine historischen Aufzeichnungen über queere Aufeinandertreffen bei den Mineralquellen gibt, habe ich die Bilder in diesem Werk mit einer AI-Text-to-Image-App auf meinem Smartphone erstellt. Die Software verwendet ein “Generative Adversarial Network”, kurz GAN. Ein GAN ist ein maschinelles Lernverfahren, das mit einer Datensammlung trainiert wird und dann in der Lage ist, neue Daten zu generieren - in diesem Fall erzeugt es ein Bild auf der Grundlage von Texteingaben, die sich auf Saunen, Badehäuser, Spas usw. beziehen. Die daraus resultierenden Bilder habe ich mittels Salzdruckverfahren gedruckt, einer der gängigsten fotografischen Techniken in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mich interessieren insbesondere die Artefakte und Fehler in KI-generierten Bildern, und ihre Ähnlichkeit zum Piktorialismus. Die Körper und Strukturen in meiner Arbeit werden zu einem verschwommenen, mehrdeutigen Mischmasch gerendert. Je länger man sie betrachtet, desto mehr bricht die Darstellungslogik auseinander. Das erinnert mich sowohl an einen ‘cruising glance’ als auch an die Suche nach queerer Geschichte. Sie funktionieren indirekt am besten.