Special Mentions

My Head is Too Heavy

von Amy Giese

"My Head is Too Heavy" ist eine fortlaufende Serie, die meine kürzlich diagnostizierte chronische Krankheit dokumentiert. Zwischen kognitiven und physischen Veränderungen kämpfe ich damit, meine neue Realität zu verstehen. Ich habe mich bewusst für das unvollkommene Werkzeug der LiDAR-Scan-App auf meinem Smartphone als Kamera entschieden, um die Ungenauigkeiten und Informationslücken herauszuholen, die entstehen, wenn ich mich selbst scanne. Die hieraus resultierenden 3D-Modelle sind eine Kopie meines Körpers und der Art und Weise, wie er den Wohnraum füllt. Sie offenbaren aber auch die blinden Flecken, Fehler und Grenzen, die bei dem Versuch entstehen, sich selbst zu sehen. Der LiDAR-Scan ist weder wirklich zwei- noch dreidimensional - er liegt dazwischen, fungiert als Index des Raums und als Markierung dessen, was er nicht sehen kann. Dieses Oberflächenwissen schien mir eine so treffende Parallele zu der oberflächlichen Darstellung so vieler chronischer Krankheiten zu sein. Diese Screenshots eines virtuell verzerrten Modells offenbaren irgendwie die verborgenen Symptome dieser Krankheit, die für die meisten unsichtbar sind, mich aber tagtäglich betreffen. Ich sehe immer noch "normal" aus, und es ist schwer zu vermitteln, wie stark verändert ich mich fühle, manchmal sogar mir selbst gegenüber.

http://www.amygiese.com
Instagram: @atgiese

Rooted Resurgence

von Vanessa A. Opoku

Rooted Resurgence entstand aus einer kritischen Auseinandersetzung mit der Pflanzensammlung des Botanischen Gartens in Palermo. Da Palermo einer der größten Häfen des afrikanischen Sklavenhandel im Europa der frühen Neuzeit war und botanische Gärten nicht nur ein Ort der Bildung sind, sondern auch eine Mitschuld an der Geschichte des Kolonialismus tragen, ist auch hier die Ausbeutung von Land und Menschen eng miteinander verbunden. Da das Sammeln von biologischem Material dort streng verboten ist, wurden Pointcloudscans mit einem Smartphone aufgenommen. Die Digitalisierung dieser Fragmente gibt mir die Möglichkeit, im Rahmen des Digitalen und Virtuellen neue Verknüpfungen zu schaffen, indem ich die Pflanzen und ihre Geschichte der Gewalt um eine Geschichte der Transformation erweitere.

Instagram: @vaopoku

Flowers in a Field of Terror

von Faylita Hicks

Dieser Auszug aus meinem laufenden Multimediaprojekt "Flowers in a Field of Terror", das von ‘Right of Return USA’ und dem ‘Art for Justice Fund’ unterstützt wird, zeigt von der Justiz betroffene Menschen als Blüten in einem digitalen Garten, welche seltene Momente der Freude erleben. Mit meinem iPhone 12 Pro Max habe ich Originalfotografien digital verändert - mit Apps wie VSCO und Canva - um die störende Natur des US-Strafrechtssystems zu replizieren, in der Hoffnung, das Narrativ darüber, wer "kriminell" ist, verändern zu können, indem ich diese einzigartigen Porträts ehemalig Inhaftierter, wie mir selbst, erstelle. Ich wurde wegen eines geplatzten 25-Dollar-Schecks für Lebensmittel verhaftet, da ich mir die Kaution aber nicht leisten konnte, verbrachte ich 45 Tage im örtlichen Gefängnis. Ich hoffe, dass sich mein Publikum daran erinnert, dass hinter den Handschellen echte Menschen stecken - die meisten von ihnen suchen einfach nur nach einem Weg, um zu überleben.

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Invisible Ink

von Pat Blocher

Invisible Ink (Unsichtbare Tinte) ist eine Serie von Silbergelatineabzügen. Sie entstand durch das Einlegen meines Handys in das Vergrößerungsgerät einer Dunkelkammer, wobei der Bildschirm hier als Negativ dient. Der Titel stammt von einer Sicherheitsfunktion des iPhones, die einen glitzernden Filter über eine Nachricht legt, um sie vor unerwünschten Blicken zu verbergen. Wenn der/die Empfänger*in diesen wegwischt, werden die Informationen offenbart. Dazu zählen Selbstporträts im “Mädchenmodus” und im “Jungenmodus” - Begriffe, die Julia Serano in ihrem Buch “Whipping Girl” verwendet im Bezug auf weibliche und/oder männliche Identitätsausdrücke seitens Transmenschen. Statt mir von anderen Bilder schicken zu lassen, schickte ich sie mir selbst - und untersuchte so den Zwiespalt des Zeigens und Verbergens der Komplexität meiner Geschlechtsidentität vor mir selbst und anderen, während ich mich gleichzeitig mit meinem widersprüchlichen Wunsch nach Sichtbarkeit und Privatsphäre auseinandersetzte.

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Instagram: @patblocher

2019-2022

von Deep Pool

Die Reihe "2019-2022" ist ein Kontinuum von Werken mit auf Handyfotografien basierenden Bildern. Hier geht es weniger um Auflösung, Handy-Bilder sprechen ihre eigene visuelle Sprache - ihre Gesellschaft ist zugänglich, intim und kurzweilig. Objektspannung, Licht und unterstützende Strukturen verwirren diese Vergänglichkeit, dekonstruieren das Bild und machen es "ungreifbar". Auf einer persönlichen Ebene ist die Botanik gleichzusetzen mit der Anatomie der Queers; Horizonte der zyklischen Sehnsucht; das Selbstporträt als verdecktes, sich ständig veränderndes Selbst. Verallgemeinernde Schönheitsmetaphern bieten einen vertrauten Nachhall und geben dem ‘anderen’ die Möglichkeit, über seine eigene Erhaltung nachzudenken.

Deep Pool (geb. 1997) ist Bildgestalter:in und transdisziplinäre/r Künstler:in. Pool beschäftigt sich mit der Hinterfragung von Annahmen, der Erweiterung von Queer/Trans-Definitionen und der Nicht-Auflösung.

Ich habe die Arbeit mit 2019-2022 betitelt, da dies die Jahre sind, in denen die Arbeiten entstanden sind.

Instagram: @_deep_pool